Neben den personellen und organisatorischen Anforderungen an das Entstörungsmanagement bzw. den Entstörungsdienst, die wir in einem Blogbeitrag beschrieben haben, gilt es, auch die technischen Anforderungen für diesen Zweck zu erfüllen. Hierzu zählt neben den Fahrzeugen mit geeigneten Kommunikationseinrichtungen, Werkzeugen und Absperrmaterialien insbesondere die Gerätetechnik. In diesem Fall fassen wir unter Gerätetechnik die Gasmesstechnik auf, die Anwender:innen benötigen, um für den Einsatzfall passend ausgerüstet zu sein.

Was das konkret bedeutet, insbesondere vor dem Hintergrund einer immer stärker verbreiteten Beimischung von Wasserstoff zum Erdgas, wollen wir am Beispiel unseres Gaswarn- und Gasspürgerätes OLLI verdeutlichen.

Anzeigetest

Bereits kurz nach Beauftragung des Entstörungsdienstes durch die Meldestelle und vor dem Eintreffen am Störungsort sollte dieser die passende Gasmesstechnik zur Hand nehmen und die ordnungsgemäße Funktion des Gaswarngerätes mittels eines kurzen Anzeigetests überprüfen. Dabei wird das Gerät optisch auf Beschädigungen überprüft und kurzzeitig mit einem passenden Prüfgas beaufschlagt, um zu prüfen, ob das Gerät korrekt reagiert. Hierbei erfolgt auch ein Test der integrierten Pumpe auf Funktion. Beim OLLI kann beides über den sogenannten „Bump Test“ durchgeführt werden, der aus dem Hauptmenü heraus gestartet werden kann. Dazu haben wir bereits ein Tutorial erstellt.

Einsatz Überwachung Arbeitsraum

Freimessung

Beim Eintreffen am Störungsort muss als erstes eine sogenannte „Freimessung“ erfolgen, d. h. es muss mit einem geeigneten Gaswarngerät kontrolliert werden, ob eine explosionsgefährdete Atmosphäre vorliegt. Dafür ist vorzugsweise ein Messgerät mit zertifizierter Messfunktion für den Explosionsschutz gemäß DIN EN 60079-29-1 zu wählen. Das OLLI ist unter anderem nach dieser Norm zertifiziert. Für den Vorgang des Freimessens wird im OLLI der Menüpunkt bzw. der Anwendungsfall „Überwachung Arbeitsraum“ verwendet. Dieser kann bereits auf der Fahrt zum Störungsort – nachdem der zuvor erwähnte Anzeigetest erfolgreich durchgeführt wurde – gestartet werden, da die Sensoren einige Zeit zum „Einlaufen“ benötigen. Man gewinnt auf diese Weise unter Umständen wertvolle Zeit am Störungsort. Wichtig ist beim Einlaufen des Gerätes in Überwachung Arbeitsraum, dass es an frischer Luft durchgeführt wird, damit die Nullpunkte der Sensoren korrekt gesetzt werden können und es hinterher nicht zu einer Verfälschung der Messwerte kommt. Sofern frische Luft (saubere Umgebungsluft) im Fahrzeug des Entstörungsdienstes nicht gewährleistet werden kann, sollte die Einlaufphase erst beim Eintreffen am Störungsort stattfinden. Beim Freimessen mit dem OLLI ist darauf zu achten, dass der Gaseinlass an der oberen Seite des Gerätes frei von Schmutzpartikeln oder ähnlichen Beeinträchtigungen ist und das Gas ungehindert hindurchströmen kann. Außerdem sollte, je nach Gegebenheiten vor Ort, auf Kopfhöhe oder darüber gemessen werden, da Erdgas leichter als Luft ist und sich daher oben (z. B. unterhalb der Decke) ansammelt. Es spielt für das Freimessen mit einem OLLI in der unten dargestellten Beispielkonfiguration dabei keine Rolle, ob es sich um Erdgas (L- oder H-Gas) oder um ein Gemisch aus Wasserstoff (H2) und Erdgas mit einem Anteil von 20 Vol.-% H2 handelt.

Messgerät und Optionen

Sonden

Ladetechnik und Aufbewahrung

Prüfgase und Zubehör

H2-Beimischung zum Erdgas

Durch die Nutzung des Messprinzips der Wärmetönung (katalytische Verbrennung) im Sensor Array können im Menüpunkt „Überwachung Arbeitsraum“ sowohl potentiell explosive Erdgas-Luft Gemische als auch Wasserstoff-Erdgas-Luft Gemische bis zur Annäherung an die untere Explosionsgrenze (UEG) sicher gemessen werden. Das Sensor Array verhält sich in beiden Fällen nahezu gleich. Es ist keine separate Kalibrierung des Gaswarngerätes erforderlich. Dies ist ein hochaktuelles Thema bei vielen Versorgern, da Informationen über die aus ökologischen Gesichtspunkten vorangetriebenen Maßnahmen der Beimischung von bis zu 20 Vol.-% Wasserstoff über die deutschen Massenmedien mittlerweile einer breiten Bevölkerungsschicht zugänglich gemacht werden. Als Hersteller des OLLI können wir nach internen Tests die sichere Verwendung des Messgerätes sogar bis zu einer Beimischung von 30 Vol.-% Wasserstoff empfehlen. Messgeräte, die einen Infrarotsensor zur Überwachung der Umgebung auf explosionsgefährdete Atmosphäre nutzen, haben hier deutliche Nachteile, da ein Infrarotsensor Wasserstoff nicht detektieren kann. Einige Punkte gibt es bei der Verwendung des OLLI in der o. g. Konfiguration dennoch zu beachten:

  • Durch die Beimischung von Wasserstoff zum Erdgas reduziert sich die UEG geringfügig, da Wasserstoff eine UEG von 4 Vol.-% hat, Methan (Hauptbestandteil von Erdgas) jedoch von 4,4 Vol.-%. Um eine rechtzeitige Warnung vor einer potentiell explosionsgefährdeten Atmosphäre durch das Gaswarngerät zu gewährleisten, ist daher eine Herabsetzung der Alarmschwellen um ca. 5% UEG, ggf. 10% UEG zu empfehlen
  • Der elektrochemische Sensor zur Detektion von Kohlenmonoxid (CO) reagiert querempfindlich auf Wasserstoff, d. h. selbst eine sehr geringe Menge von 100 ppm (= 0,01 Vol.-%) Wasserstoff in der Atmosphäre kann unter Umständen zu einer Anzeige von bis zu 30 ppm CO führen

Die Odorierung des Erdgases ändert sich bei einer Beimischung von bis zu 30 Vol.-% Wasserstoff zum Erdgas nicht, d. h. der typische Gasgeruch kann weiterhin schon bei sehr geringen Konzentrationen von ca. 200 ppm wahrgenommen werden.

Ortung der Gasherkunft

Wurde der Störungsort „freigemessen“, d. h. wurde mittels Gaswarngerät sichergestellt, dass keine explosionsgefährdete Atmosphäre und damit keine unmittelbare Gefahr vorliegt, erfolgt in der Regel eine Ortung der Gasherkunft. Dazu wird im OLLI der Menüpunkt „Prüfung Bauwerk“ genutzt, der speziell im unteren Messbereich bei sehr geringen Konzentrationen (ppm-Bereich) empfindlich reagiert. Vor dem Wechsel von „Überwachung Arbeitsraum“ zu „Prüfung Bauwerk“ ist es wieder wichtig, den Sensor an frischer Luft einlaufen zu lassen, damit der Nullpunkt korrekt gesetzt wird. Erfolgt der Wechsel fälschlicherweise direkt in einem mit Gas belasteten Raum, kann es anschließend zu Fehleinschätzungen der tatsächlich vorhandenen Gaskonzentration kommen. Um das zu vermeiden ist es beispielweise ausreichend, das Messgerät während der Einlaufphase von „Prüfung Bauwerk“ am geöffneten Kellerfenster zu positionieren. Anschließend kann mit dem OLLI und aufgesteckter Handsonde die Herkunft des Gasaustritts ermittelt werden, indem die Gasleitung „abgespürt“ wird. Erst wenn die Leckstelle(n) gefunden wurde(n) und zumindest provisorisch abgedichtet wurde(n), ist die Entstörung abgeschlossen und sich daran ggf. anschließende Maßnahmen können unternommen oder geplant werden.

Sicheres arbeiten mit unserem OLLI auch bei H2-Beimischung

Hier können Sie sich unser offizielles Kundenanschreiben zur Eignung unseres OLLI in Gasnetzen mit H2-Beimischung herunterladen.