Die regelmäßige Überprüfung von erdverlegten Gasleitungen ist eine Kernaufgabe der Netzbetreiber und dient der Sicherheit in der leitungsgebundenen Gasversorgung. Auch wenn Erdgas als Energieträger in Deutschland und europaweit aktuell mehr denn je infrage gestellt wird, dauert es sicherlich noch Jahre bis die völlige Abkehr vom Erdgas vollzogen ist.
Bis dahin ist und bleibt es die Verantwortung der Netzbetreiber, für die erforderliche Sicherheit zu sorgen. In Zeiten eines ausgeprägten Fachkräftemangels, der auch vor der Gasbranche nicht Halt macht, stellt dies eine immer größer werdende Herausforderung dar. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Überprüfungszeiträume noch verkürzen könnten aufgrund des Entwurfs zur neuen EU-Methanverordnung aus Dezember 2021. Dadurch rückt ein deutlich effizienterer Einsatz des vorhandenen Fachpersonals immer stärker in den Fokus. Dies kann nur durch Verwendung neuester Technik und innovativer LDAR (leak detection and repair) Lösungen gelingen. Eine solche Lösung zur Detection von Leckagen stellt die Rohrnetzüberprüfung mittels E-Scooter in Kombination mit unserem Gasspür- & Gasmessgerät Laser HUNTER dar.
E-Scooter Lösung - Innovation der Gasbranche
In der Fachzeitschrift gwf Gas + Energie, Ausgabe 10/22 wurde unser modifizierter E-Scooter in Kombination mit dem Laser HUNTER als Innovation der Gasbranche vorgestellt. Klassischerweise erfolgt die Überprüfung von erdverlegten Gasleitungen mit handgeführten Gasspürgeräten und einer entsprechenden Sonde (z. B. Teppich- oder Glockensonde) zu Fuß. Dabei darf gemäß DVGW Arbeitsblatt G 465-1 die Überprüfung nicht schneller als Schrittgeschwindigkeit, d. h. ca. 5 km/h erfolgen.
Der E-Scooter bietet in Kombination mit dem Laser HUNTER die Möglichkeit, die Überprüfung in doppelter Schrittgeschwindigkeit, d. h. ca. 10 km/h durchzuführen.
Möglich machen dies die hohe Empfindlichkeit des Messgerätes, geringer einstellbare Alarmschwellen, fehlende Querempfindlichkeiten auf andere Gase und Änderungen der relativen Luftfeuchtigkeit sowie eine stärkere Pumpenleistung im Vergleich zu konventioneller Messtechnik.
Dadurch ist mit dem gleichen Personal theoretisch die doppelte Leitungslänge wie bisher überprüfbar. Am Ende des Beitrags finden Sie einen Vergleich zwischen dem Laser HUNTER und konventioneller Messtechnik basierend auf einem Gasspürgerät mit Halbleiter Technologie.
Um ihn für die Rohrnetzüberprüfung einsetzen zu können, wird eine angepasste Teppichsonde mithilfe einer Blechkonstruktion unter dem E-Scooter montiert. Die Sonde wird über einen Verbindungsschlauch mit dem Laser HUNTER verbunden, um den Gasstrom zum Messgerät zu führen und die Luft unmittelbar über der Erdoberfläche auf brennbares Gas zu prüfen.
Das Laser HUNTER kann dabei wahlweise mit einem passenden Beckengurt vor dem Bauch oder mit einem Tragesystem (Kombination aus Schulter-& Beckengurt) am Rücken getragen werden. Wir empfehlen die Verwendung des Beckengurtes. Bei der Verwendung mit einem Tragesystem ist eine Schlauchverlängerung erforderlich, um das Messgerät an die Teppichsonde anzuschließen. In beiden Fällen kann das Messgerät verwendet werden, um Bereiche zu überprüfen, die mit dem E-Scooter nicht erreichbar sind, z. B. Netzanschlussleitungen bis zur Hauswand. Dafür lässt sich zusätzlich zur fest montierten Teppichsonde über eine separate Halterung eine Glockensonde am Scooter mitführen, die problemlos aus der Halterung entnommen und für die Überprüfung nicht befahrbarer Bereiche genutzt werden kann.
Zusätzlich kann am Lenker des E-Scooters eine Halterung für ein robustes Notebook für den Außeneinsatz, ein sog. Toughbook mit Schutzhülle, montiert werden, um dieses verkehrssicher mitzuführen. Ausgestattet mit einer GIS Software wie unserer Esders Pi NOTE haben Gasspürende sowohl den Straßenverkehr als auch den Leitungsverlauf immer im Blick und können gleichzeitig die gesamte Rohrnetzüberprüfung bequem und digital dokumentieren. Das Laser HUNTER lässt sich mithilfe eines kleinen Datenübertragungsmoduls (LINK) mit der Esders Pi NOTE Software verbinden, so dass die Messwerte und eventuelle Alarme in der Software dargestellt werden. Für eine lückenlose Dokumentation kann das Toughbook leicht aus der Halterung entnommen und mitgeführt werden, wenn nicht befahrbare Bereiche geprüft werden müssen.
Die Kombination aus Messgerät und Toughbook mit GIS Software ermöglicht einen noch effizienteren Einsatz des vorhandenen Fachpersonals, da auf einen Lotsen verzichtet werden kann und dieser stattdessen – sofern er/sie die Ausbildung zum Gasspürenden erfolgreich absolviert hat – an anderer Stelle eine Überprüfung des vorhandenen Leitungsnetzes durchführen kann.
Alle zusätzlichen Anbauten haben keinen Einfluss auf die allgemeine Betriebserlaubnis des E-Scooters und bedürfen keiner separaten Eintragung in die Fahrzeugpapiere durch den TÜV oder die Dekra. Wir empfehlen grundsätzlich die Verwendung eines Helmes.
Unbedenklichkeit für die Betriebserlaubnis bestätigt – jetzt downloaden!
Die Dekra hat uns bestätigt, dass unsere Anbauten keinen Einfluss nehmen.
In eng bebauten Gebieten mit vielen Hausanschlüssen ist die klassische Rohrnetzüberprüfung zu Fuß unter Umständen vorteilhafter, da man ansonsten häufig vom E-Scooter absteigen und das Laser HUNTER sowie die Glockensonde demontieren müsste.
In ländlichen Gebieten mit langen Strecken oder in städtischen Gebieten mit wenigen Hausanschlüssen (z. B Gewerbegebieten) zeigen sich jedoch die Vorteile des E-Scooters. Insbesondere bei langen Stichleitungen, die beispielsweise zu abgelegenen Häusern oder Bauernhöfen führen, führt die Verwendung des E-Scooters zu erheblichen Zeitersparnis, da der Rückweg mit dem E-Scooter anstatt zu Fuß zurückgelegt werden kann. Da hierbei nicht mehr geprüft werden muss, kann sogar die Maximalgeschwindigkeit des E-Scooters von 20 km/h genutzt werden.
Somit kann der Gasspürende den Rückweg mit der drei- bis vierfachen Geschwindigkeit zurücklegen und benötigt daher nur ein Drittel oder Viertel der Zeit im Vergleich zur fußläufigen Variante. Die gewonnene Zeit kann wiederum produktiv für die Überprüfung weiterer Abschnitte genutzt werden.
Anzeigetest des Messgerätes nach DVGW Arbeitsblatt G 465-4
Laut DVGW Merkblatt G 465-4 ist bei der oberirdischen Überprüfung erdverlegter Gasleitungen mit handgeführten Messgeräten vor und nach Abschluss der Arbeiten ein Anzeigetest des verwendeten Messgerätes erforderlich.
Dieser erfolgt üblicherweise durch eine Gasbeaufschlagung mit 10 ppm Methan über das Sondensystem. Dabei muss das Messgerät innerhalb von 10 Sekunden mindestens 8 ppm Methan zur Anzeige bringen. Der Test kann mithilfe der mitgeführten Glockensonde oder der am Scooter montierten Teppichsonde erfolgen.
Im Gegensatz dazu ist bei der fahrzeuggestützten Überprüfung mit dem Auto beziehungsweise Quad ein anderer Anzeigetest mit 1.000 ppm Methan, aber einer kürzeren Aufgabezeit von 0,2 Sekunden und direkter Gasbeaufschlagung vorgesehen.
Hintergrund ist, dass bei der fahrzeuggestützten Rohrnetzüberprüfung mit dem Auto/Quad die Detektion über die gesamte Fahrzeugbreite erfolgt, meist über bis zu acht vorne am Fahrzeug angebrachte Sonden. In der Regel findet dabei eine Verdünnung des angesaugten Gas-/Luftgemisches statt, weil nicht an jeder der acht Sonden die gleiche Gaskonzentration angesaugt wird.
Oftmals gelangt an der Oberfläche austretendes Gas nur über eine Sonde zum Messgerät, da es beispielsweise am Rinnstein austritt und daher nur über die äußere, rechte Sonde angesaugt wird. Alle anderen Sonden saugen Umgebungsluft an und verdünnen dadurch das Gas-/Luftgemisch, welches zum Messgerät geführt und dort ausgewertet wird.
Da beim E-Scooter mit der montierten Teppichsonde der gesamte angesaugte Gasstrom zum Messgerät geführt wird, empfehlen wir den Anzeigetest mit 10 ppm Methan über das Sondensystem. Bei Verwendung des Laser HUNTERs mit der mitgeführten Glockensonde, d. h. ohne E-Scooter, gilt dieser Anzeigetest im Übrigen auch.
Tutorial: Wie führe ich den Anzeigetest des Laser HUNTERs durch?
Einfacher Transport
Für den Transport von einem Prüfgebiet zum nächsten lässt sich der E-Scooter mit einem Handgriff zusammenklappen und platzsparend im Fahrzeug unterbringen. Die Teppichsonde kann ebenfalls schnell und ohne Werkzeug demontiert werden. Dazu muss nur der Schlauch gelöst und der Teppich aus der Halterung genommen werden. Dies ist bei längeren Fahrten mit dem E-Scooter ohne Messung von Bedeutung (z. B. Rückfahrt von einer Stichleitung), um unnötigen Abrieb des Teppichs zu vermeiden und die Geräuschkulisse zu minimieren.
Bei Bedarf kann die Überprüfung der erdverlegten Gasleitungen per E-Scooter auch in Kombination mit einer GIS-Software wie unserer Esders Pi NOTE durch eine Person erfolgen.
Esders Pi NOTE
Dafür wird in der Regel ein robustes Notebook für den Außeneinsatz, ein sogenanntes Toughbook oder Toughpad, genutzt, auf welchem die Software installiert ist. Das Laser HUNTER lässt sich mit der Esders Pi NOTE Software verbinden, so dass die Messwerte und eventuelle Alarme in der Software dargestellt werden.
Dadurch muss der Gasspürende das Display des Messgerätes nicht im Blick behalten und kann es in diesem Fall mithilfe eines Tragesystems auf dem Rücken tragen. Das Toughpad trägt er/sie mit speziellen Gurten vor dem Bauch. Dies ermöglicht einen noch effizienteren Einsatz des vorhandenen Fachpersonals, da auf einen Lotsen verzichtet werden kann und dieser stattdessen – sofern er/sie die Ausbildung zum Gasspürenden erfolgreich absolviert hat – an anderer Stelle eine Überprüfung des vorhandenen Leitungsnetzes durchführen kann.
Mit unserem E-Scooter schließen wir die Lücke zwischen der klassischen, sondenbasierten Überprüfung mit handgeführten Gasspürgeräten und der noch relativ neuen, fahrzeuggestützten Überprüfung.
Messgerät Laser HUNTER
E-Scooter / Zubehör
Alternative zum vorherigen Artikel:
Prüfeinrichtung für den Anzeigetest
GIS Software inkl. Toughbook
Ansprechzeiten des Laser HUNTERs
Was sind die Vorteile unseres Laser HUNTERs gegenüber einem konventionellen Messgerät? Wir haben für Sie getestet und es übersichtlich zusammengefasst.